Kritikfähigkeit

Kritikfähigkeit – und was sie in uns auslöst

Ich dachte lange, dass ich kritikfähig bin.

Aber heute habe ich etwas erlebt, das mich eines Besseren belehrt hat – auf eine feine, stille Weise. Und ja: Es ging „nur“ um das Öffnen eines Tores im Stall. Ich hatte etwas nicht ganz beachtet, wurde darauf hingewiesen – und plötzlich spürte ich, wie etwas in mir zuckte.

Zuerst habe ich es auf den Ton geschoben. Dann auf meine Sensibilität. Schließlich musste ich mir eingestehen: Es war Kritik, und ich habe sie nicht gut angenommen.

Ich habe reflektiert, ob ich gerade einfach emotional dünnhäutig bin. Ob ich vielleicht durch andere Themen offen war. Oder ob es mit der anderen Person zu tun hatte. Und letztlich kam ich zu dem Schluss: Es war beides. Ich bin gerade verletzlicher – und gleichzeitig war die Kritik an sich absolut berechtigt.

Kritik und unser Selbstwert

Ich sage oft zu meiner Tochter:

Kritik hat meistens mehr mit dem Gegenüber zu tun als mit dir.

Und trotzdem hat es mich heute selbst getroffen. Das zeigt: Kritikfähigkeit ist nichts, das man „einmal gelernt“ hat. Es ist ein Prozess – und manchmal eine zarte Prüfung für das eigene Selbstwertgefühl.

Ich habe viele Gedanken durchgespielt. Mich gefragt, warum es mich so berührt hat. Und festgestellt:

Ich darf mir erlauben, empfindlich zu sein.

Ich darf mir die Zeit nehmen, Dinge zu hinterfragen. Und ich darf die Erkenntnis mitnehmen, dass ich auch an meiner eigenen Kritikfähigkeit wachsen darf.

Was ich gelernt habe:

• Nicht jede Reaktion auf Kritik ist Schwäche – sie zeigt einfach, wo noch etwas gesehen werden will.

• Es ist menschlich, erst verletzt zu sein und später klarer zu sehen.

• Kritik anzunehmen ist eine Form von innerer Achtsamkeit – vor allem, wenn sie berechtigt ist.

Vielleicht kennst du das auch?

Diese feinen Momente, in denen man kurz aus dem Gleichgewicht gerät – aber dann wieder zu sich findet.

Dann kannst du vielleicht etwas aus meinem Erlebnis mitnehmen. Und dir sagen:

Ich darf fühlen. Ich darf wachsen. Und ich darf auch mal empfindlich.

Stay wonderful!

Deine Anne