Depression ist kein Makel

Depression ist kein Makel. Sie ist ein Ruf – zurück ins echte Leben.

Lange dachte ich, Depression sei einfach eine Krankheit. Irgendwas, das mich wie ein Virus überfällt und lahmlegt. Zack – drin im Loch.

Aber je öfter ich wirklich hingespürt habe, desto klarer wurde mir:

Depression ist keine Störung. Sie ist eine Antwort.

Eine Antwort auf all das, was ich viel zu lange weggedrückt habe.

Ich merke es jedes Mal, wenn ich:

– in einer Beziehung bleibe, die mir nicht guttut,

– in einem Job festhänge, der mich innerlich leer macht,

– diese leise Stimme in mir ignoriere, die ganz klar sagt:

„Ey, das hier bist nicht du.“

Dann wird’s dunkel.

Nicht, weil ich kaputt bin. Sondern weil ich mich selbst verliere.

Ich hab früh gelernt, mich anzupassen.

Lieb zu sein. Funktionieren.

Bloß nicht anecken.

Und dabei hab ich mich selbst immer weiter nach hinten gestellt.

Aber irgendwann schreit mein System.

Erst leise – mit innerer Unruhe, Müdigkeit, Antriebslosigkeit.

Dann lauter – mit Rückzug, Hoffnungslosigkeit, diesem Gefühl von:

„Ich kann nicht mehr.“

Wir nennen das dann Depression.

Aber vielleicht ist es einfach nur ein Aufschrei.

Ein Hilferuf nach Veränderung. Nach mehr Echtheit. Nach mehr Ich.

Ich bin feinfühlig.

Ich nehme viel wahr. Zu viel manchmal.

Ich halte oberflächlichen Smalltalk oder unausgesprochene Spannungen kaum aus.

Ich sehne mich nach Tiefe. Nach echter Verbindung. Nach Wahrhaftigkeit.

Und wenn ich mich selbst verrate, nur um zu funktionieren,

nur um niemandem zur Last zu fallen oder Erwartungen zu erfüllen –

dann verliere ich mich.

Depression ist für mich oft nichts anderes als ein inneres Stopp-Schild.

Ein Zeichen, dass mein Überlebensmodus nicht mehr trägt.

Dass mein System endlich sagt:

„So. Jetzt reicht’s.“

Heute weiß ich:

Ich darf meiner Wahrheit folgen.

Auch wenn’s unbequem ist.

Auch wenn andere den Kopf schütteln.

Ich darf sagen:

„Das passt für mich nicht mehr.“

Ich darf loslassen – ohne schlechtes Gewissen.

Ich darf mich an erste Stelle setzen.

Nicht, weil ich egoistisch bin – sondern weil ich’s mir wert bin.

Depression ist für mich kein Feind mehr.

Sie ist wie mein inneres Kind, das flüstert:

„Bitte hör auf mich.“

Und jedes Mal, wenn ich das tue –

wenn ich ehrlich werde, still werde, was verändere –

dann wird’s wieder heller in mir.

Stay wonderful!

Deine Anne